Burgschauspieler Gerolstein e.V.
Burgschauspieler Gerolstein e.V.

Die Löwenburg, Heimat und "gute Stube" der Burgschauspieler Gerolstein e.V.

Aus der Geschichte der Löwenburg 

Der letzte sichtbare Zeuge der Gerolsteiner Adelsgeschlechter sind die Ruinen des Residenzschlosses der Grafschaft Gerolstein, die Löwenburg. So wie die Herkunft der Blankenheimer, liegt auch die Entstehung der Löwenburg im Dunkel der Geschichte. Alles, was mit der Besiedlung im engsten Gerolsteiner Raum zusammenhängt, kristallisiert sich zum ersten Male zu diesem Namen i.J. 1115. In einer Urkunde, welche Erzbischof Friedrich I. von Köln dem Stift Münstereifel ausstellt, tritt neben einem Gerhard von Jülich ein zweiter Gerhard auf, der sich Herr in Blankenheim, Schleiden, Kasselburg und Gerolstein nennt. Ob es sich jedoch um eine Burg, einen Hof oder einen anderen Besitz handelt, ist nicht festzustellen. Graf Karl Ferdinand, unter dessen Regentschaft die Burg am 5. August 1691 zerstört wurde, nennt sie in seinem Entschädigungsantrage an das Reich „das uralte, von weiland Manfredo von Hennegau erbaute Schloß, welches eine der schönsten Residenzen des Landes war“. Hieß sie unter den Herrn von Blankenheim Schloß Gerhardstein, so nennen sich ihre Nachfolger, die Grafen von Loen seit dem Jahre 1441 Grafen zur Löwenburg. Der Name hat sich bis heute erhalten.

Leider hat der letzte Krieg die wenigen Ruinenreste noch mehr zerstört. Fast unversehrt ist die große Schildmauer, etwa 35 m lang und 11 m hoch, die den einzigen Zugang von Westen her abschirmt. Von dieser mächtigen Mauer gedeckt lag die Vorburg, welche die Ökonomie- und Wirtschaftsgebäude umfasste. Die Bühne für das Freilichtspiel (=1953) wurde hier angelegt. Die alten Wachstuben waren früher in der Burggaststätte noch gut zu erkennen.

Die Haupt- oder Wohnburg, das eigentliche Schloss der gräflichen Familie, erhob sich, durch den deutlich zu erkennenden natürlichen Felsspalt von der Vorburg getrennt, auf der vordersten östlichen Bergspitze. Über ihre Schicksale, Baulichkeiten und Zerstörungen geben die Urkunden nur spärlich Auskunft, so dass wir uns von der ehemals schönsten Residenz des Landes kein wahrheitsgetreues Bild mehr machen können.

Im Jahre 1670 schlug der Blitz in den Turm, in dem die Kapelle war. Da dort außerdem des Pulverlager untergebracht war, entstand eine Explosion, durch welche das Gewölbe der Kapelle einstürzte und Archiv, Kanzlei, Rüstkammer und andere Räume ausbrannten sowie sämtliche Fensterscheiben des Schlosses zertrümmert wurden. Obschon auch noch ein „Gewehr“, d.h. eine schwere, eingebaute Handfeuerwaffe in die Luft flog, entstand kein Großbrand und es wurde niemand verletzt. Auf diesen Vorfall geht die Erbauung der sagenumwobenen und viel besuchten Büschkapelle zurück, die etwa eine halbe Stunde südlich im Hochwald liegt. Während des Blitzschlages befand sich der Onkel des Grafen Karl Ferdinand, der Domherr Wilhelm Ernst auf dem Schloss. Aus Dankbarkeit dafür, dass kein größerer Brand entstanden, besonders kein Menschenleben zu Schaden gekommen war, gelobte er, eine Kapelle zu bauen und weihte sie der allerseligsten Jungfrau Maria ad fontem: „Zum klaren Bronnen“. Der Name nimmt Bezug auf die unweit der Kapelle entspringende Quelle. Um diese urkundlich festliegende Entstehung woben Sage und Überlieferung den Überfall auf das gräfliche Paar durch Wegelagerer und seine wunderbare Rettung. Die alte Kapelle ist im 18. Jahrhundert verfallen, an ihre Stelle trat die neue, im Jahre 1852/53 von der Familie Daubach errichtete Büschkapelle von heute, die auf ihr 100jähriges Bestehen zurückblicken kann.

Im Pfälzisch-Orléan’schen Erbschaftskriege (1688-1697) wurde die Löwenburg trotz stengsten Verbots brandenburgischen Truppen geöffnet. Nach den umfangreichen Akten hat sich der Schlosskommandant Maximilian Krantz von der Lytt von Offizieren der erwähnten Truppen einschüchtern oder übertölpeln lassen und damit unsägliches Leid über das Schloss und die Stadt Gerolstein gebracht und die Zerstörung beider verschuldet. Denn durch die Aufnahme der Reichstruppen in die Burg war eine der Neutralitätsbestimmungen verletzt worden, und französische Truppen stürmten die Burg und belegten sie mit einer Besatzung von 150 Mann. Um diese hinwiederum zu vertreiben, wurde sie durch kurpfälzisch-jülich’sche Verbände unter dem General v. Eltern und dem Dragoner-Obristen Graf v. Vehlen i. J. 1691 vom nahen Heidkopf aus beschossen, einem der bewaldeten Bergkuppen im Süden. Durch das Bombardement wurde auch die Stadt Gerolstein durch zu weit fliegende Brandgeschosse getroffen und bis auf wenige Häuser ein Raub der Flammen. Die Schadenersatzsumme des Grafen gegen Kurpfalz betrug für sein Schloss 30.082 Taler, für Gerolstein 48.020 Taler. Sämtliche Entschädigungsansprüche wurden jedoch abgewiesen, so dass das Schloss nicht mehr aufgebaut wurde.

Da mit dem Grafen Karl-Ferdinand (1671-1697) die Linie Manderscheid - Gerolstein – Cronenburg erlosch und der Besitz an die Blankenheim’sche Linie fiel, wurde das gräfliche Amt Gerolstein durch einen sog. Kelner verwaltet, der bis zum Jahre 1794 auf der Löwenburg wohnte. Herabfallende Mauerteile gefährdeten die dicht unterhalb des Burgfelsens gelegenen Häuser der Stadt immer mehr, so dass sie abgebrochen werden mussten. Um die Kosten zu verringern, verkaufte man Metallteile und Hauwerk, ein Verfahren, das uns wie aus unseren Tagen anmutet. Mit der alten Stadt Gerolstein bildete die Löwenburg eine geschlossene Einheit. Die Befestigungen der Wohnburg, die auf dem steil aufragenden Felsen ehemals einen sehr malerischen Eindruck gemacht haben müssen, bestehen auf der Südseite als der schwächsten Stelle aus zwei tief herabführenden Halbtürmen. Außerdem umgab hier den Fuß des Felsens noch ein tiefer, breiter Graben. Auf der der Stadt zugekehrten Seite erhebt sich bis heute, mitten im alten Stadtkern gelegen, der Stumpf des mächtigen, rechteckig vorspringenden Turmes, in die Felsen eingekeilt und für die damalige Zeit wohl unüberwindlich. Ob der den Namen Pütz zu Recht trägt, ist nicht nachgewiesen. Zwischen den beiden Stadttoren gelegen, beherrschte er die Straße nach allen Seiten.

Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Löwenburg Staatseigentum, die Vorburg, außer der Schildmauer, befindet sich in Privathand. 

Dr. B. Dohm

(aus der Festschrift anl. der „Speerwurf-Aufführungen“ 1953)

 

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